Der Liebestest

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Julie, jung und hübsch, ist es leid, Single zu sein. Außerdem braucht sie ganz dringend eine männliche Begleitung zur baldigen Hochzeit ihrer Freundin Carly. Deswegen lässt sie sich auf eine wissenschaftlichen Untersuchung der Universität ein, die behauptet, dass die Teilnehmer mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nachher ineinander verliebt sein werden.
Und es gelingt!
Eric und sie sind ein Traumpaar!
Doch dann ergeben sich unerwartete Entwicklungen, mit denen sie niemals rechnen konnte …

Wieder einmal unterhält Elisa Ellen ihre Leser mit einem humorvollen, leichten Liebesroman, der sich dieses Mal um die Frage dreht: Was heißt das überhaupt: „sich Verlieben“? Und wird Julie auf diesem Weg der wahren Liebe endlich auf die Spur kommen?

Leserstimmen

"Es ist eine traumhaft romantische Liebesgeschichte bei der ich traurig war, dass sie zuende ist, weil ich die Charaktere so gerne mochte!“

"Ich mag die Bücher dieser Autorin, die Figuren sind einem sympathisch und manchmal entdeckt man, dass man ähnlich fühlt oder ähnliches erlebt hat. Freue mich auf weitere Bücher.“

Leseprobe

»Also«, sagt die Frau, »mein Name ist Anna Heine. Ich arbeite hier als wissenschaftliche Angestellte von Professor Mohrmann. Sie haben sicher schon einmal von dem Test gehört, dem Aron Test.«

Ich nicke. Immerhin habe ich alles bereits vorweg gegoogelt. Natürlich.

Frau Heine sagt: »Ich erkläre Ihnen trotzdem kurz noch das Prozedere. Sie werden gleich einem Mann vorgestellt, der altersmäßig zu Ihnen passt. Er ist aus einer Gruppe von Kandidaten per Los ausgewählt worden. Der Zufall hat bestimmt, dass ausgerechnet Sie beide sich in diesem Interview begegnen werden.«

Ich nicke wieder. So viel hatte ich schon vorher verstanden.

Vorsichtshalber frage ich: »Sieht er denn auch einigermaßen gut aus?«

Frau Heine schmunzelt. »Das wäre ja eigentlich nicht im Sinne des Tests, oder? Die Idee ist, dass man sich zum Schluss ineinander verliebt hat, egal wie derjenige aussieht, egal woher er kommt, egal, wie alt er ist. Wenn Sie sich erinnern, haben wir von Ihnen auch kein Foto angefordert, bevor Sie zu diesem Test angenommen wurden, nicht wahr?«

Ich überlege, ob diese neue Information mir wirklich gefällt. Eher nicht. Am Ende ist der rustikale Toni mit seinem struppigen Bart immer noch der bessere Begleiter zu Carlys Hochzeit.

»Sehe ich da einen Funken von Zweifel in Ihren Augen?«, fragt Frau Heine und legt den Kopf zur Seite. »Sie dürfen natürlich auch jetzt noch abspringen, aber – beglückend wäre das für uns nicht, wie Sie sich denken können. Außerdem wartet hinter dieser Tür«, sie zeigt in die Richtung, »in diesem Moment ihr Interviewpartner und freut sich auf Ihre Gesellschaft. Für ihn wäre das sicher eine Enttäuschung.« Es hört sich ein bisschen so an, als wäre ich in eine dieser Datingshows aus dem Fernsehen geraten.

Ich kämpfe noch einen Moment mit mir.

Sie sagt: »Betrachten Sie es doch einfach als ein spannendes Erlebnis. Manche Leute, die kurz vorher abspringen, melden sich eine Woche später und sagen, dass sie es sich doch wieder anders überlegt haben. Leider können wir sie dann aber nicht mehr berücksichtigen, weil sie uns als zu unsichere Kandidaten erscheinen.«

»Kann ich einfach auf der Hacke kehrt machen, wenn ich gleich im ersten Moment merke, dass er nicht mein Typ ist?«, frage ich jetzt.

Da verfällt die Frau in ein sehr ausgelassenes, heiteres Gelächter. »Sie sind mir vielleicht Eine! Das hat uns bis jetzt noch keiner gefragt! Haha! Ich mag Ihren Humor. Wenn ich Sie so erlebe, würde ich sagen, dass Sie für dieses Experiment perfekt geeignet sind. Offensichtlich gehen Sie mit der richtigen, lockeren Einstellung dort hinein. Das wird mit Sicherheit sehr gut.«

Ich verkneife mir zu sagen, dass mein Einwand nicht humorig gemeint war, sondern todernst.

»Fein«, sage ich mit sinkendem Herzen, »Wie geht es weiter?«

»Sie werden mit Ihrem Versuchspartner gemeinsam einen Fragenkatalog abarbeiten.« (Hallo? Das hört sich an als wäre ich eine Maus oder eine Ratte! Ich bin nicht sicher, ob mir das gefällt.) Versuchen Sie bitte, die Aufgabe mit Ernst und Konzentration zu bewältigen. Keine Angst, es geht nicht um einen Wissenstest, sondern um einen – sagen wir mal – einen netten Austausch. Die meisten Versuchspersonen bestätigen im Anschluss, dass ihnen diese Aufgabe sogar Spaß gemacht hat. Wir werden Ihr Gespräch natürlich mit einer Kamera aufzeichnen, um es nachher auszuwerten. Deshalb muss ich Sie bitten, Ihr Einverständnis hierzu schriftlich zu geben.«

Sie legt einen Bogen vor mich hin.

Schnell überfliege ich den Text und setze meine Unterschrift darunter.

»Fein«, sage ich. »Meinetwegen kann es losgehen.« Heimlich denke ich: Je schneller ich das hinter mich bringe, desto besser.

»Da wäre noch ein Punkt.«

»Ach ja?«

»Nach dem Interview werden wir Sie und Ihr Gegenüber bitten, sich vier Minuten lang tief in die Augen zu blicken.«

Das hört sich mir einigermaßen seltsam an. Diesen Punkt hatte ich bei meinem ganzen Gegoogel irgendwie übersehen. Ich bin kein besonders scheuer Mensch, aber einem wildfremden Menschen länger tief in die Augen zu blicken …

Frau Heine spürt meine Bedenken.
»Ich weiß, ich weiß …«, sagt sie mit einem kleinen Seufzer. »Jetzt möchten Sie doch noch abspringen. Viele sagen an diesem Punkt, dass sie den Sinn dieser letzten Aktion nicht einsehen. Aber es ist nun mal ein sehr wichtiger Teil des Versuches. Ich hoffe, Sie willigen trotzdem ein.«

»Klar«, sage ich forsch.
»Als Kind war ich im Niederstarren unbesiegbar. Ich denke, das werde ich schon schaffen.«

»Fein«, Frau Heine klatscht doch tatsächlich vor Freude in die Hände. »Dann bringe ich Sie mal in den Interviewraum. Toi, toi, toi!«

Es geht durch die geheimnisvolle Tür.
Dahinter befindet sich ein sehr nüchterner fensterloser Raum: Vier weiße Wände, ein schlichter, runder Tisch, zwei passende Stühle. An der Decke hängen zwei Videokameras, die aus verschiedenen Richtungen auf die Tischgruppe gerichtet sind. Die einzige Lichtquelle ist eine Neonlampe unter der Decke. Na toll. Wie in der Toilette bei der Arbeit. Jetzt weiß ich definitiv, dass ich wie ausgekotzt aussehe.
Mein »Partner« sitzt mit dem Rücken zu uns, aber als er uns eintreten hört, springt er sofort auf und dreht sich uns zu.
Gut, denke ich, immerhin ist er höflich. Toni wäre wahrscheinlich einfach sitzen geblieben und hätte seinen Bart gekrault.

Der Mann überragt mich um einen Kopf und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um ihm in das Gesicht zu schauen.
Hm, nicht übel.
Ich sehe einen blonden Haarschopf, der akkurat gescheitelt und frisiert ist. Ein vornehmes Gesicht. Eine sehr gerade Nase. Der Mann könnte einer von diesen Typen in einem Kostümfilm sein, der der Heldin die Hand zur Begrüßung reicht und edel näselnd fragt, ob er sie um die Ehre des nächsten Tanzes bitten darf.

Er ist schlank, trägt ein hellblaues Hemd zu einer gut-sitzenden Jeans.
In meinem Kopf entsteht eine virtuelle Strichliste, die ich innerlich zufrieden abhake. Als er mir seine Hand tatsächlich reicht, die relativ knochig und trocken ist (ich hasse fleischige, feuchte Hände), keimt in mir der Gedanke, dass die Möglichkeit, sich in diesen Kerl zu verlieben, jedenfalls angenehm im Raum steht.

»Sie sehen«, sagt Frau Heine lachend, »Sie müssen gar nicht die Flucht ergreifen, Frau Wildhof.« Dabei zwinkert sie mir verschwörerisch zu.

Der Interviewpartner hebt eine Augenbraue und sieht mich mit sehr hellen, wasserblauen Augen an. Sie passen übrigens hervorragend zu dem Hemd.
»Muss ich das jetzt verstehen?«, fragt er.
»Nein, müssen Sie nicht«, sage ich hastig, bevor Frau Heine die Gelegenheit nutzt, um irgendetwas Blödes zu sagen, das am Ende die Chance enorm vergrößert, dass er seinerseits die Flucht ergreift.

»Gut«, sagt die wissenschaftlich Angestellte jetzt und klatscht in die Hände, ein bisschen so, wie früher die Erzieherinnen im Kindergarten, die uns zum freien Spiel aufforderten. »Dann lasse ich Sie beiden jetzt alleine. Ich schlage vor, dass Sie sich gleich beim Vornamen ansprechen, sonst würde das Gespräch sicher recht hölzern werden. Ich stelle vor: Frau Julie Wildhof – Herr Eric Winter. Dieses sind Ihre Fragen.« Sie legt einen zweiseitigen Bogen auf den Tisch. »Sie erinnern sich: Alle Fragen werden nacheinander beantwortet. Dann blicken Sie sich in die Augen.«

Natürlich blicken wir uns jetzt aus einem Reflex heraus spontan in die Augen, dieser Eric und ich. Sofort weichen sich unsere Blicke wieder verlegen aus. Ich vermute mal, dass ich rot werde. Er jedenfalls schon ein bisschen, was ich im Übrigen ganz sympathisch finde.

»Noch Fragen?«, sagt Frau Heine.
»Nein«, sage ich resolut. »Ich denke, wir kommen zurecht.«
»Tja, dann legen Sie los. Viel Glück.«
Sie dreht sich um und verschwindet durch die Tür.